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Wer war AGRICOLA ?

Georgius Agricola (1494-1555) war ein umfassend gebildeter, äußerst produktiver Gelehrter, einer der größten Söhne der Erzgebirgs-Region. An der Grenze zur Neuzeit forschte und dachte Agricola bereits fachübergreifend, war Arzt und Pharmazeut, Politiker und Diplomat, Philosoph und Pädagoge in einem. Sein Werk "De natura fossilium" gilt als erstes Handbuch der Mineralogie, zahlreiche Einzelwissenschaften betrachten ihn heute als einen ihrer geistigen Väter. Sachsen verehrt in Agricola besonders den Historiographen und fähigen Kommunalpolitiker.
Über die Lebensverhältnisse Agricolas soll hier nur kurz erwähnt werden, daß er zweimal verheiratet war und mehrere Kinder hatte, die, wie es scheint, zum Teil jung gestorben sind. Der wissenschaftlich bedeutende Mann war auch auf den praktischen Gebieten des Lebens erfahren und tüchtig und war überall angesehen und beliebt. So kam es, daß Agricola mehrmals als Bürgermeister die Verwaltung der Stadt Chemnitz leitete und auch von Herzog Moritz von Sachsen in seine Nähe gezogen und mit diplomatischen Aufträgen betraut wurde. Schließlich ist die Frage nicht ohne Interesse, wie die Stellung Agricolas zu den Gedanken der Reformation war, die seine Zeit so lebhaft bewegten. Sie mußte durch seine ganze geistige Einstellung und gelehrte Bildung bestimmt sein, die im Humanismus seiner Epoche wurzelte. So kann man sich vorstellen, daß bei Agricola Anschauungen und Gefühle nicht ganz einheitlich waren. Agricola mag für manche Ideen der Reformation Sympathie gehabt haben, blieb aber doch der katholischen Kirche treu.

Agricola als Lehrer und Erzieher (1517-22)

Agricola war tätig als Sprachenlehrer, Konrektor, und Schulleiter. Er unterrichtete jugendliche und erwachsene Männer in der griechischen Sprache und beherrschte Latein perfekt. Außerdem verstand er noch Hebräisch, Arabisch, Italienisch, Französisch und Englisch. Nebenbei war er noch als Meßpriester in der Marienenkirche beschäftigt. Durch seine Leistungen brachte er den Rat der Stadt dazu 1518 eine griechische Schule zu gründen. Diese wurde 1519 unter Agricolas Leitung eröffnet. Den Ausstattungsplan für diese Schule erarbeitete er selbst, und um die alte Lateinschule zu retten, erfolgte die Zusammenlegung der beiden Schulen zu einer vereinigten Schule, der "Zwickauer Schleifmühle", in welcher er auch weiterhin der Direktor blieb. In dieser Schule erließ Agricola wahrscheinlich eine eigene Schulordnung. Während seiner schulischen Tätigkeit entstand seine erste Schrift. Diese weist auf eine hohe und berufserfahrene Auffassung und Meinung hin, in der der Lehrer Vorbild sein soll und wie der Vater strafen soll. Er war für die Einführung von wissenschaftlich begründeten Neuerungen in den Sprachunterricht und seine bekanntesten Schüler waren Johannes Hainpol und Gregor Meltzer. Obwohl er sich auch Predigten von Luther und Müntzer anhörte, war Agricola für Reformen und schrieb einen Spottvers auf den Ablaßhandel. Er hielt starr an den katholischen Kirchenbräuchen fest und verließ am 1.5.1522 das Schulamt, um an die Leipziger Universität zurückzukehren.

Agricolas als Arzt (1522-55) und Bürgermeister (1546-54)

Bei Agricolas zweiten Leipziger Universitätsbesuch widmete er sein Studium der Medizin. Später legte er seine Doktorprüfung während seines Italienaufenthaltes ab, wodurch er seine Lizenz erhielt und die Berechtigung zum Praktizieren. Da Agricola ewig wißbegierig war, nutzte er die italienischen Landesvorteile und erweiterte dort seine griechischen Sprachkenntnisse sowie seine Medizinwissenschaft. Durch seine Mitarbeit in einem Druckhaus kam es, daß er die Werke der beiden berühmtesten Ärzte (Hippokrates und Galenus) des Altertums mit herausgab. Während seiner Italienreise machte er gewinnbringende Erfahrungen, die ihn bei der Sammlung zur Bearbeitung medizinischer Schriften sowie der angewandten Heilkunde halfen. Im Jahre 1554 erschien sein Buch "Über die Pest", worin er seine Erkenntnisse über diese Krankheit schrieb. Die Ausgangspunkte dafür waren Aussagen und Lehren der Alten, jedoch strebte er auch zu einer eigenen Meinung und der Freimachung von Bindungen. Seine Pestschrift war sehr aufschlußreich und nahm eine gewisse Sonderstellung im Leben der Menschen ein. So wurde die Entstehungsursache der Pest auf einer eigenen Meinungsbasis geschildert und Schutzmaßnahmen angegeben , die der Senat beschlossen hatte. Die Lazarettentstehung wurde durch Agricola geprägt und verschiedene Heilverfahren entstanden unter den Ärzten. Dadurch verzweifelte Agricola über die vielen Heilverfahren. Jedoch bemühte er sich stets um neue ärztliche Schriften, um sich mit dem Fortschritt vertraut zu machen. Da Agricola schon viele Krankheitsfälle genauer auf Ursachen unterscheiden konnte, verfaßte er viele Bücher darüber, wovon aber die meisten verloren gingen. Auch in das Bergwerks- und Hüttenbuch wurden ärztliche Schilderungen eingebaut. 1527 erhielt er das Amt als Stadtarzt und Apotheker in St. Joachimsthal (im Erzgebirge), ebenfalls auch als Knappschaftsarzt und später in Chemnitz als Stadtarzt für das Gesundheitswesen. Auch als dortiger Bürgermeister trug er zum Ansehen der Ärzte bei. Kurfürst Moritz förderte Agricolas Berufung zum Bürgermeister, da für ihn der Wirklichkeitssinn und die klare Vernunft zur Politik gehörten. Da Agricola über diese Fähigkeiten verfügte , wurde er mit den besonderen Aufgaben seines neuen Amtes betraut. Als er 1551 erneut zum dritten Mal Bürgermeister wurde, geschah dies wahrscheinlich auf Wunsch des Kurfürsten und entgegen den Wahlergebnissen. Der Landesherr und die Bürgerschaft schätzten die diplomatischen und verwaltungstechnischen Fähigkeiten Agricolas. Als Bürgermeister hatte er sich den Pflichten, die ihm zum Wohle der Stadt auferlegt wurden, nie entzogen. Seine Grundeinstellung als wahrer Humanist bewegte ihn, sein Wissen und seine Erkenntnisse dann in Richtung Naturforschung auszuweiten.

Stationen seines Lebens:

149424.03.: Georg Pawer (Bauer) in Glauchau geboren
1500-1511Schulbesuch in Glauchau und Chemnitz (?)
1514-1517Studium an der Universität Leipzig Latinisierung des Geburtsnamens: Georgius Agricola
1517-1522Lehrer, später Leiter an der Zwickauer Stadtschule, gibt Lehrbuch zur lateinischen Grammatik heraus
1518Rektor der Zwickauer Lateinschule
1520erste veröffentlichte Schrift: "Agricolae Glaucii (Von Glauchau) Libellus de prima ac simplici institutione grammatica", eine lateinische Grammatik
1522erneuter Aufenthalt in Leipzig, offenbar als Assistent de Mosellanus
1522-1526Studienaufenthalt in Italien (Besuch der Universitäten in Bologna und Padua), Sammlung neuer Kenntnisse und Erfahrungen , sowie Schließung von Freundschaften und Erwerb des Doktortitels in Italien
1526Rückkehr nach Sachsen, Heirat mit Anna Meyner
1527-1531Stadtarzt und Apotheker in St. Joachimsthal, beschäftigt sich mit dem erzgebirgischen Bergbau und Mineralogie
1530mit "Bermannus..." erscheint sein erstes Bergmännisches Werk und wissenschaftliches Programm
1531siedelt nach Chemnitz über, "Türkenrede" erscheint
1533Buch "Maße und Gewichte", wurde Physikus in Chemnitz, aber besondere Neigung für Mineralogie und Bergbau bleibt erhalten
1534Stadtarzt in Chemnitz
1541/42erste Frau stirbt, Heirat mit Anna Schütz
1546geologisch-mineralogischer Sammelband "Die Minerale"
1546-1548übernimmt zweimal das Bürgermeisteramt in Chemnitz
1547Teilnahme am Schmalkaldischen Krieg im Gefolge von Herzog Moritz von Sachsen
1549Werk "Lebewesen unter Tage"
1550Sammelband "Maße und Gewichte", schließt Textteil zum Hauptwerk "De re metallica" ab
1551/1553erneut Bürgermeister von Chemnitz
1554Pest-Schrift erscheint
1555Manuskript "Sippschaft des Hauses Sachsen"
155521.11.: nach viertägigen Fieber in Chemnitz gestorben, beigesetzt im Dom zu Zeitz (spätere Schloßkirche) am 25.11.
1556im März erscheint "De re metallica" in Basel
1557erste deutsche Ausgabe des Hauptwerkes - Titel "Vom Bergwerck XII Bücher"

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